Britische Teekultur: Hintergründe und Tipps rund um den Five o’Clock Tea!

Gerade wenn die Menschen verstärkt zuhause bleiben müssen, gibt es den Trend zur Hyggeligkeit und zum Cocooning. Dafür werden häufig alte Traditionen wiederbelebt, so zum Beispiel das Ritual der Britischen Teekultur. Lesen Sie hier Hintergründe und Tipps dazu!

Wir alle werden diesen Winter deutlich mehr zu Hause sein. Auch wenn die Gründe dafür weniger schön sind, so kann man trotzdem einen durchaus positiven Effekt beobachten. Eine ganz neue Form der ‘Hyggeligkeit‘ und des ‘Cocoonings‘ entwickelt sich in unserer Gesellschaft. Eine Folge dieses neuen Trends ist auch, schöne alte Traditionen wieder aufleben zu lassen. Eine davon ist ganz besonders dafür geeignet, düstere Schlecht-Wetter-Nachmittage zu versüßen: der berühmte Five o’Clock Tea. Dieses jahrhundertealte Ritual hat sich in Großbritannien besonders kunstvoll etabliert. Denn für Briten ist Tee sehr viel mehr als ein Getränk. Es geht auch um Etikette, die richtige Konversation und um gelungenes reichhaltiges Fingerfood. Damit auch wir hier in Deutschland wieder diese schöne alte Tradition aufleben lassen können, gibt es diesen Blogbeitrag. Britische Teekultur: Hintergründe und Tipps rund um den Five o’Clock Tea!

Britische Teekultur: Herkunft und Tradition

Jungborn_Teekanne

Tee wurde erstmals 1657 nach Großbritannien transportiert. Dass er zum Nationalgetränk avancierte, das hat England zwei Damen zu verdanken. Die erste war die aus Portugal stammende Catherine von Braganza. Sie heiratete 1662 König Charles II. und galt als leidenschaftliche Teetrinkerin am Hof. Sie führte den ‘Afternoon Tea’ ein, den letztlich auch ihre Untertanen als Brauch übernahmen. Doch Tee galt zu dieser Zeit noch als eher umstritten. Die hohe Importsteuer machte ihn teuer, Vorurteile machten ihn sogar für den Werteverfall in der Gesellschaft verantwortlich.

Letztendlich war es Königin Viktoria (Regierungszeit 1830 bis 1901), die den Tee zum Nationalgetränk und zu einem Stück Lebensphilosophie werden ließ. In dieser viktorianischen Epoche etablierte sich der Five o’Clock Tea als ein festes Ritual im britischen Tagesrhythmus. Während die einfache Bevölkerung ihre Mahlzeiten an Sonnenauf- und untergang orientierte, verschob sich in besser gestellten Kreisen das Abendessen auf 18 bis 20 Uhr. Wer mehr Geld hatte, konnte sich abends eine Beleuchtung mit Kerzen leisten. Die Nachmittage wurden länger und man hatte Hunger. Deshalb wurde aus dem ursprünglichen Afternoon Tea der Five o’Clock Tea, zu dem auch kleine Leckerbissen wie Sandwiches, Scones oder Kuchen serviert wurden. Ein Zitat von Winston Churchill aus dem Jahr 1942 zeigt die Bedeutung des Teetrinkens für die Briten: “Für unsere Soldaten ist Tee wichtiger als Munition!”

Britische Teekultur: Was gehört alles dazu?

Jungborn_PlätzchenDer Five o’Clock Tea wird stets mit besonderen Snacks eingenommen. Wichtig dabei ist, dass alles mit den Fingern verspeist werden kann und kein aufwändiges Geschirr oder Besteck eingedeckt werden muss. Die Regel besagt, dass man zuerst mit Salzigem startet, um dann mit Süßem weiterzumachen. Serviert werden beispielsweise kleine Sandwiches, wahlweise mit Räucherlachs, Schinken und Käse, Gurke und Minze, Huhn oder Eiersalat. Gerne werden auch pikante Gebäckteile, wie pikante Käseohren oder würzige Blätterteig-Stangen serviert. Danach geht es über zu den klassischen Scones, die man mitJungborn_Weihnachtsgebäck Marmelade und Rahm reicht. Richtig süß wird es mit Petit Fours in Himbeere und Pistazie, Schokolade und Brombeere oder Kaffee und Nuss. Zusätzlich werden auch gerne unterschiedliche Kekse, Plätzchen oder klassisches Buttergebäck angeboten.

Der Tee besteht meist aus einer hauseigenen Mischung aus schwarzen und grünen Blättern. Er schmeckt mild und süß mit einer ausgeprägten fruchtigen Kopfnote. Für die Zubereitung wird meist pro Teetrinker und für die Kanne selbst einen Caddy Spoon, einen kleinen zierlichen Meßlöffel, voller Teeblätter genommen. Das kochende Wasser wird über die Teeblätter gegossen und das Ganze dann mit geschlossenem Deckel 5 Minuten ziehen lassen. Der Brite trinkt etwas Milch in seinem Tee sowie etwas Zucker. Wer stilvoll sein möchte, rührt den Tee nicht um, sondern führt den Löffel nur von oben nach unten mit einer Art Pendelbewegung in der Tasse, um die Inhaltsstoffe zu mischen.

Kein Five o’Clock Tea ohne Regeln!

Briten legen größten Wert auf die richtige Etikette! So wird ein traditioneller Five o’Clock Tea mit feinstem Tafelsilber und kostbarem Porzellan serviert. Man sollte sich durchaus elegant kleiden, aber auch bequem. Im 19 Jahrhundert gab es dafür extra Tea Gowns. Das waren leichte, weite und schlichte Gewänder. Zum Dinner war man in der besseren Gesellschaft stets sehr festlich gekleidet, zum Tee eben etwas legerer. Der Tisch sollte mit einer prächtigen Tischdecke gedeckt sein. Neben der Teekanne befinden sich stilvoll eine Zuckerschale und ein Milchkännchen, beides aus Silber oder feinem Porzellan. Auch in punkto Konversation gibt es eine klare Etikette: man sollte niemals über Sex, Politik und Religion sprechen. Ziel ist ein unterhaltsamer Smalltalk. Denn als oberste Regel steht stets, dass sich alle Leute beim Five o’Clock Tea wohlfühlen sollen. Die berühmteste Vertreterin, die täglich dieses Nachmittags-Ritual pflegt? Die Queen. Man sagt, dass sie ganz besonders Mürbeteiggebäck bevorzuge. Nun ja, wie auch immer – ausprobieren sollten wir das alle mal.

 

Quelle: Titel adobe stock, miobuono

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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